Der Gastronomie fehlt es an neuen, hungrigen Mitarbeitern. Gleichzeitig suchen viele Menschen, die zu uns nach Deutschland kommen, händeringend nach einer Beschäftigung, einem Beruf, vielleicht sogar einer Berufung. 
Mit der Refugee Canteen wollen Benjamin Jürgens und sein Team Geflüchtete für die Arbeit in der Gastronomie begeistern und sie professionell auf eine Kochausbildung vorbereiten. Und damit gleichzeitig das Nachwuchsproblem der Branche lösen.

2016

Förderung seit

2019

Förderung bis

4

Förderphasen

200.000

Fördersumme gesamt

Eine Idee liegt auf der Hand

Als Benjamin Jürgens 2015 Bilder von tausenden Geflüchteten an deutschen Bahnhöfen sieht, ist ihm klar: Er ist gefragt. Denn er sieht eine Chance, die andere nicht sehen.

Einerseits klagen Restaurants über akuten Fachkräftemangel: Offene Stellen können nicht besetzt werden, Ausbildungen werden abgebrochen, es müssen ungelernte Kräfte eingesetzt werden. Gleichzeitig gibt es unzählige motivierte und talentierte Menschen, die einer Beschäftigung nachgehen, die arbeiten und ihren Platz in der Gesellschaft finden wollen.

Doch gerade Geflüchteten bereitet die Gastronomie anfänglich einige Schwierigkeiten. Zu sprachlichen Hürden gesellt sich oft der berühmt-berüchtigte raue Ton, der in deutschen Küchen herrscht. Die Gastroneulinge müssen Fachbegriffe und Basiswissen über Zutaten und Zubereitungsweisen schnellstmöglich verinnerlichen, gleichzeitig sind die Arbeitszeiten lang und stressig. Und es gilt, kulturelle und kulinarische Unterschiede mit dem hektischen Alltag hinter den Töpfen zu vereinbaren.

Die integrative Kraft der Gastro

…kennt Benjamin Jürgens aus eigener Erfahrung. Er selbst wuchs in Mümmelmannsberg auf, einer Wohnsiedlung im Hamburger Osten, die nicht gerade den besten Ruf hat. Nach einer Ausbildung als EDV-Fachmann kam Benjamin über Umwege zur Gastronomie. „Ich wollte unbedingt in diesem Bereich arbeiten – auch wenn ich anfangs null Erfahrung in der Küche hatte. Da habe ich mich erstmal an die Spüle gestellt. Weil ich beweisen wollte, dass ich das komplett ernst meine. Und weil ich mich reingehängt und Einsatz gezeigt habe, hat mir mein damaliger Chef dann auch eine Chance in seinem Restaurant gegeben.“

Zur richtigen Zeit am richtigen Ort

Gesagt, getan: Benjamin pitcht seine Idee und wird Stipendiat im Programm „Ankommer“ der KfW Bank und des Social Impact Labs, dass die Gründung von Sozialunternehmen zur Integration der Neuankömmlinge fördert.

Im Hamburger Lab lernt er die Hans Weisser Stiftung kennen. Nach mehreren Iterationen seiner ursprünglichen Idee, einem Cateringunternehmen mit Geflüchteten, bewirbt er sich mit der Refugee Canteen für eine Förderung der Stiftung, um das Projekt gründen zu können. Benjamin plant eine mehrwöchige Vorschule der Gastronomie, in der Geflüchtete im geschützten Raum Grundfähigkeiten wie Schneiden und Soßen abbinden lernen, bevor sie in ein begleitetes Praktikum in der Gastro wechseln.

Die Präsentation seines Vorhabens vor dem Stiftungsvorstan verlief kurz und knackig. Trotz intensiver Vorbereitung, jeder Menge Branchenkenntnisse und Gründungserfahrungen eine kleine Überraschung für Benjamin. „Ich bin unternehmerisch an die Sache herangegangen und habe auch einen detaillierten Businessplan erstellt. Dass ich allerdings nach 12 Minuten mit meiner Präsentation fertig war und noch am selben Tag den Förderzuschlag erhalten habe, das war dann aber schon eine kleine Überraschung.“

»Für uns war die Hans Weisser Stiftung wie ein Gründungspartner, der uns gerade zu Beginn des Projektes viel unterstützt hat. Egal, ob wir Hilfe bei der Vernetzung mit Partnern oder einfach jemanden zum Austauschen brauchten. Es musste auch nicht immer alles gleich perfekt laufen.«

— Benjamin Jürgens

Rückschläge & Erfolge

Das gemeinsame Lernen, wie Integration durch Gastro gelingen kann, hatte für das Team der Refugee Canteen und die Stiftung Höhen und Tiefen. Gleich nach Abschluss der ersten Kohorte fiel 2017 die Finanzierung durch die Agentur für Arbeit aus – und die Stiftung sprang ein.

Das Team steigerte die Zahl der Teilnehmenden, die im Anschluss an ihre mehrwöchige Vorschule für die Gastro in eine Praktikum oder eine Ausbildung wechseln. Viele Restaurants, Hotels und sogar die Hamburger Behörde wurden aufmerksam auf die Arbeit des Teams.

Im Herbst 2017 lud die HWS zwei weitere Stiftungen ein, gemeinsam im Konsortium die Refugee Canteen und den Weg in eine wirtschaftliche Eigenständigkeit zu unterstützen. Die Kurt & Maria Dohle Stiftung und die Schöpflin Stiftung finanzierten gemeinsam eine weitere Kohorte, letztere fördert das Projekt gemeinsam mit der HWS bis heute.

Im Mai 2019 Läuft die Zusammenarbeit aus. Benjamin Jürgens und Philip Timmermann entwickeln die Refugee Canteen kontinuierlich weiter. Parallel beraten sie gemeinsam die Nordmann Food & Beverage und entwickeln dort ein einzigartiges Campuskonzept, dass zukünftig 500 Mitarbeitern weiterentwickeln soll.

Wirkung

Stand Januar 2019

103

Teilnehmende

43%

Vermittlung in Ausbildung & Arbeit

12Monate

Begleitung als Mentees im Programm

20%

mehr Teilnehmende in Arbeit als in anderen Programmen

Eine Förderung gemeinsam mit