Yudum Kübra Korkut

Yudum Korkut, Stipendiatin 2021 in der Türkei

Yudum Korkut hatte sich nach einer Absage ein zweites Mal auf das Hans Weisser Stipendium beworben – mit Erfolg! Als die Pandemie erstmalig die Tourismusbranche und damit auch ihren Online-Spezialreiseveranstalter yule reisen zum Erliegen brachte, überzeugte sie die Juror:innen des Hans Weisser Stipendiums, zur Umsetzung ihrer Gründungsidee eine Forschungsreise und Fortbildung in Istanbul zu unterstützen. 8 Monate lang traf Yudum Korkut sich dort mit anderen Gründer:innen, besuchte themenorientierte Veranstaltungsorte, beobachtete, fragte nach, lernte dazu und machte einen Abschluss.

Mit Hans Weisser ein neues Standbein aufbauen

Bereits während ihres Studiums gründete Yudum Korkut den Online-Spezialreiseveranstalter yule reisen. Als Touristikerin war sie 2020 von der Pandemie direkt betroffen, was sie als Anregung nahm, ein weiteres Standbein aufzubauen und sich für ihr Gründungsvorhaben, eine Reiselounge, um ein Hans Weisser Stipendium zu bewerben. Ihr Forschungs- und Fortbildungsvorhaben führte sie 2021 in die Türkei, wo sie sich zahlreiche Anregungen holte und an der Culinary Arts Academy in Istanbul einen Abschluss machte und dabei lernte, den gastronomischen Aufbau der Reiselounge zu realisieren: Herstellung von Speisen und Getränken, Budgetplanung, Materialeinsatz, Standortauswahl etc..

Das Wissen ist ein Wert

Während ihres Aufenthaltes in Istanbul wurde Yudum Korkut bewusst, wie kostbar eine gute Ausbildung ist, und wie wertvoll die Ergänzung der im Beruf erlernten praktischen Fertigkeiten um das im Rahmen einer akademischen Ausbildung hinzugewonnene Wissen ist: „Im Ausland wurde mir sehr stark bewusst, wie wertvoll Wissen ist. Kostenfreie und anspruchsvolle Schulbildung, die direkt an das Berufsleben gekoppelt werden kann und immer wieder neue Möglichkeiten zur individuellen Förderung bietet, hat eine produktive Kehrseite. Das akademische und das berufliche Wissen, welches ich in meiner Heimat erhalten habe, eröffnet mir persönlich neue Wege, bietet aber gleichzeitig meiner Heimat auch eine Wachstumsgröße.“

»Ich erinnere mich an meine erste Bewerbung, die scheiterte. Meine zweite Bewerbung fand zum richtigen Zeitpunkt statt und plötzlich war ich Hans Weisser Stipendiatin.«

Was kann ich angehenden Stipendiat:innen empfehlen?

„Unsere Gesellschaft beobachten, einen Beitrag leisten wollen, mitdenken, mitgestalten und dabei „man selbst“ bleiben. Wer Lust hat, in ein Netzwerk voller Möglichkeiten einzusteigen und etwas zu bewegen, sollte die Motivation für eine Bewerbung um das Hans Weisser Stipendium nicht aufgeben.“

Einen Beitrag leisten

Im Rahmen eines Positionspapiers wurde Yudum Korkut gefragt, ob sie einen Beitrag zum Thema Gründen und Migration „Junge Digitale Wirtschaft“ leisten möchte: „Ich war sehr glücklich, als ich merkte, dass wir Frauen mit Migrationshintergrund von der Politik gesehen wurden und unser Gegenüber auf Impulse wartete. Also fing an zu schreiben: von meiner bisherigen Gründungserfahrung, meinem Berufsleben und teilweise von kulturellen Gegebenheiten. Ich machte Vorschläge für mögliche Forderungen und blieb dabei bei meiner persönlichen Perspektive.”

„Lieber Herr Weisser, Sie sind mir ein Vorbild. Ich möchte auch aus meiner Unternehmung heraus der jüngeren Generation Möglichkeiten zum Werden, Machen und Bewegen schenken. Deshalb arbeite ich nun weiter und glaube an mich.“

Aus der Krise lernen

„Das Leben im Ausland, in einem Land, welches derzeit eine große Wirtschaftskrise durchmacht, hat meine Risikobereitschaft für das Leben gestärkt. Der Gedanke, eine Chance in der Krise zu ergreifen, steht vollkommen im Vordergrund.“ Nach ihrer Rückkehr aus Istanbul wollte Yudum Korkut die Idee der Reiselounge mit ihrem neu hinzugewonnenen Wissen umsetzen. Doch erneut machte ihr das Leben einen Strich durch die Rechnung. Zunächst kam ein weiterer Pandemiewinter und dann das unerwartete Kriegsgeschehen in der Ukraine. Damit taten sich neue Probleme auf, von allen Seiten wurde ihr von einer Neugründung in den unsicheren Zeiten abgeraten, so dass sich Yudum Korkut zunächst weiter bei ihrem Online-Spezialreiseveranstalter yule reisen engagiert. Zusätzlich trat sie eine neue Stelle als Development Managerin für digitalen Vertrieb an, ebenfalls in der Reiseindustrie, um ihren Horizont zu erweitern. Die Gründung der Reiselounge wurde vertagt auf eine Zeit, in der weniger Turbulenzen im Weltgeschehen vorherrschen. Im Rahmen des Hans Weisser Stipendienprogramms unterstützt Yudum Korkut als Coachin neue Stipendiat:innen beim Onboarding und gibt ihre Erfahrungen weiter.


Marian Krüger

Marian Krüger, Stipendiat 2019/2020 in England

„Menschen handeln systematisch irrational und unbewusst. An kaum einer Stelle wird dies offensichtlicher als im Umgang mit dem Klimawandel. Dabei ist eindeutig: Es ist höchste Zeit für Veränderungen unseres Lebens und Wirtschaftens!“
Sein Hans-Weisser-Vorhaben brachte Marian Krüger an die London School of Economics und zu einer Erkenntnis: Im Kampf gegen die Klimakrise kommen wir ohne Technologien nicht aus – heute unterstützt der ehemalige Gründer Startups und etablierte Industrien dabei, CO2 Emissionen zu reduzieren und sogar rückgängig zu machen.

A sagen, B tun

Als Gründer eines Startups, das Betreibern von großen Solarparks mit Drohnen und künstlicher Intelligenz zu höheren Erträgen verhalf, erlebte Marian Krüger hautnah, wie potenzielle Kund:innen sich auf der einen Seite für nachhaltiges Verhalten und funktionierende Anlagen aussprachen, sich dann aber gegen seinen Service entschieden. Diese Lücke zwischen Intention und Verhalten ließ ihn nicht mehr los – auch, weil er sie bei sich selbst und Freunden ebenfalls bemerkte.

Zurück auf die Uni-Bank

Aus diesem Grund entschied er sich, nach Ausstieg aus dem Startup im Rahmen seines Hans Weisser Stipendiums an der London School of Economics einen Master in Psychology of Economic Life zu absolvieren; ein Studiengang, der Verhaltensökonomie mit Nachhaltigkeit verbindet. Das Ziel: Menschliches Verhalten besser zu verstehen und Wege zu finden, es nachhaltiger zu gestalten.

»Nach einigen Jahren im Arbeitsleben noch einmal die Unibank zu drücken, hatte eine besondere Qualität. Man entscheidet sich ganz bewusst, sich intensiv und in der Tiefe mit einem Thema auseinander zu setzen - das kam in meiner Zeit als Gründer naturgemäß oft zu kurz.«

Ernüchterung und eine neue Hypothese

Das Studium war nach Marian Krügers Einschätzung großartig, er wurde aber schnell desillusioniert: „Verhaltensänderung ist wahnsinnig schwer und braucht Zeit, von der wir im Kampf gegen die Klimakrise leider nicht viel haben. Deswegen bin ich überzeugt, dass wir Technologien brauchen, um uns diese nötige Zeit zu erkaufen.”

Technologien gegen CO2

Heute arbeitet Marian Krüger deswegen daran, die für den Kampf gegen die Klimakrise entscheidenden Technologien auf die Straße zu bringen. Er hat mit remove ein Accelerator-Programm für Startups gegründet, die CO2 aus der Atmosphäre ziehen und langfristig speichern. Zudem berät er als Teil des Sustainability in Business Labs der ETH Zürich die besonders emissionsintensiven Industrien bei ihrer Dekarbonisierung. „Wir schicken gerade in einem Pilotprojekt 1000t CO2 aus der Schweiz nach Island, um es dort im Boden zu mineralisieren und so permanent zu speichern – um zu zeigen, dass es überhaupt geht und was noch passieren muss, wenn in Zukunft Millionen Tonnen verschickt werden müssen.”


Sonja Broy

Sonja Broy, Stipendiatin 2019 in England

Als Projektleiterin für die Transformation der Bremer Innenstadt arbeitet Sonja Broy daran, die monofunktionale Ausrichtung auf den Einzelhandel aufzubrechen und neue Partizipationsstrukturen für Stadtmacher:innen und Anwohnende aufzubauen. Das Hans Weisser Stipendium nutzte sie, um während einer Recherchereise durch unterschiedliche Städte Englands verschiedenste Aspekte der Stadt- und Quartiersentwicklung zu vertiefen.

Die Idee entstand im Ruhrgebiet

Als Journalistin ins Berufsleben gestartet, entschied Sonja Broy, sich noch einmal ganz neu zu orientieren und im Ruhrgebiet den interdisziplinären Master-Studiengang „Urbane Kultur, Gesellschaft und Raum“ zu belegen – neben ersten Projekten in der Freiraumplanung, Stadtentwicklung und Kreativwirtschaft. Für ihre Masterarbeit beschäftigte sich mit den Potenzialen von Fußball für die Stadtentwicklung am Beispiel von Gelsenkirchen-Schalke – und stieß dabei auf bemerkenswerte Referenzen aus Nordengland und Ansätze in der gemeinwohlorientieren Stadtentwicklung, die sich als Referenz für Quartiere im Ruhrgebiet eignen. Nach dem Abschluss der Masterarbeit parallel zur beruflichen Tätigkeit entstand der Wunsch nach neuen Impulsen, der zur Bewerbung um das Hans Weisser Stipendium führte.

Recherche mit Spielraum für Spontanität

Liverpool und Manchester bildeten den Schwerpunkt der selbstorganisierten Recherchereise. Hier hielt sich Sonja Broy jeweils mehrere Wochen auf, um genug Zeit zu haben, sich auch mal von Eindrücken treiben zu lassen und über Empfehlungen auf neue Interviewpartner:innen und Projekte sowie spannende Sozialunternehmen zu stoßen. Einer der Höhepunkte war ein dreitägiger Abstecher nach Hull, den eine Liverpooler Künstlerin spontan für sie organisiert hatte, und der zu interessanten Begegnungen führte.

»Das Hans Weisser Stipendium ermöglicht es, mitten im Berufsleben den Pausen-Knopf zu drücken, um sich über mehrere Monate hinweg intensiv in neue Themenfelder einzuarbeiten und im Ausland neue Eindrücke zu gewinnen – ein in dieser Form wohl einmaliges Programm.«

Warum ausgerechnet England?

Diese Frage wurde oft gestellt. Im Kern lässt sie sich damit beantworten, dass trotz – oder gerade wegen – der politischen, sozialen und ökonomischen Verwerfungen im Land Sozialunternehmer:innen, Künstler:innen und Kreative näher zusammenrücken, um ihre Quartiere von innen heraus entwickeln, auch um sozialer Spaltung entgegenzuwirken. Nach der Rückkehr ins Ruhrgebiet brachte Sonja Broy bei der Wirtschaftsförderung Gelsenkirchen erste Eindrücke der Recherche in die konzeptionelle und strategische Arbeit des Forschungsprojektes „UrbaneProduktion.Ruhr“ ein.

Sind Innenstädte noch zu retten?

Aktuell hat es Sonja Broy in den Norden gezogen – wo die Schwerpunkte anders gelagert, die Themen in der Stadtentwicklung aber weitestgehend identisch sind. Im Projektbüro Innenstadt Bremen, einem intermediären Akteur, der sich im Auftrag der Stadtgemeinde Bremen um die Entwicklung des Centrums kümmert, ist sie für das Themenfeld Transformation zuständig. Ihre Arbeitsschwerpunkte: der Aufbau des ersten Bremer Bürger:innenrates, der Empfehlungen zur Weiterentwicklung des öffentlichen Raumes aussprechen soll, sowie die Förderung und Vernetzung von Stadtmacher:innen, die an der Schnittstelle von Ehrenamt, Kreativwirtschaft und Sozialunternehmertum agieren.

Foto-Credit: Casper Sessler (https://www.casparsessler.com)

„In aktuellen Debatten zur Stadtentwicklung schwingt oft viel Negativität mit. Dabei steht Wandel für Chancen – zur Entwicklung von neuen Nutzungsmodellen, partizipativer Freiraumgestaltung, mehr Angebotsvielfalt. Auch Faktoren wie verkehrsplanerische Belange und die Entwicklungen des Immobilienmarktes spielen zentrale Rollen bei der Frage, wie die Zentren sich zukünftig darstellen.“

Erstmalig als Coachin aktiv

Das Ruhrgebiet besucht Sonja Broy natürlich weiterhin – nicht nur aufgrund des Fußballs, sondern auch mit dem Blick auf den Stadtraum. Neben der Tätigkeit im Projektbüro arbeitet sie an einem Fachbuch zu „Symbolischen Orten und ihrem Potenzial für die Stadtentwicklung", in dem sich zahleiche Bezüge zu England wiederfinden sollen. Außerdem unterstützt sie als Coachin im Jahr 2023 die Start-Up-Werkstatt der Stiftung der Deutschen Wirtschaft.


Joblinge

Trotz der Vielzahl offener Ausbildungsstellen schaffen viele junge Menschen den Sprung von der Schule in die Ausbildung nicht, bleiben arbeitslos oder finden sich in Maßnahmen des sogenannten Übergangssystems zwischen Schule und Beruf wieder. Ohne eine Berufsausbildung vervierfacht sich das Risiko, langzeitarbeitslos zu werden. Die Joblinge gAG unterstützt junge Menschen, aus der Arbeitslosigkeit in die Ausbildung zu starten – mit großem Erfolg.

LevelUp! Gemeinsam mit der Bundianer Hilfe e.V., der Homann Stiftung und der Friedel und Walter Hoyer Stiftung ermöglicht die Hans Weisser Stiftung seit April 2023 die Pilotierung von LevelUp! Ausbildungsbegleitung, das die Ausbildungschancen junger Menschen mit erschwerten Startbedingungen durch eine starke und individuelle Ausbildungsbegleitung verbessert.

2018

Förderung seit

2024

Förderung bis

4

Förderphasen

193.500

Fördersumme gesamt

Neue Perspektiven für junge arbeitslose Erwachsene

Die Zielgruppe der Joblinge sind junge Erwachsene, die nicht mehr schulpflichtig sind und deshalb oft unbeachtet abrutschen, wenn sie den Schulabschluss oder Weg in eine Ausbildung nicht geschafft haben. Die Gründe dafür sind vielfältig und individuell: Lernschwäche, schwierige Elternhäuser, manchmal psychische Erkrankungen, Kriminalität oder Schwangerschaft als Teenager. Die Gruppenzusammenstellungen der Joblinge sind entsprechend sehr heterogen.

Die meisten der Teilnehmenden kommen und werden finanziert über die Jugendberufsagentur, die sich um diejenigen kümmert, die zwar nicht mehr schulpflichtig sind, aber noch keine Ausbildung und keine berufliche Perspektive haben.

Das JOBLINGE-Programm beginnt mit einer 9-wöchigen Orientierungsphase, in der die jungen Erwachsenen intensiv durch das hauptamtliche Team betreut werden: Berufsorientierung, Bewerbung schreiben, Praktika suchen gehören ebenso dazu, wie auch Unternehmensbesuche oder ein Kulturprogramm. Wichtig ist dabei der Rahmen: Jugendliche herausfordern, sich mit ihren Stärken zu befassen und mit klaren Regeln und Routinen zu zeigen, wie Arbeitsalltag aussieht. Für manche, die schon eine Weile keinen regelmäßigen Tagesablauf haben, ist das die erste Herausforderung: Pünktlich sein, sich an Fristen halten und Verantwortung übernehmen, wenn etwas nicht gelingt.  Zusätzlich zum hauptamtlichen Team gibt es ehrenamtliche Mentor*Innen, die ab Woche 3 individuelle Begleitung ermöglichen.

Dann geht es in die Betriebe: Durch Praktika gewinnen die jungen Menschen Praxiserfahrung, beweisen sich bei echten Arbeitgebern und lernen, ob ihr Traumjob auf dem Papier sie auch im Alltag erfüllt. Das Ziel ist der Übergang in eine Ausbildung oder Anstellung. Dabei sind die Joblinge sehr erfolgreich: Bundesweit arbeitet die Initiative seit 2007, in Hamburg gibt es das Programm seit 9 Jahren. Acht von zehn der sonst als schwer vermittelbar geltenden jungen Erwachsenen schaffen im Anschluss den Sprung in die Arbeitswelt.

Es darf nicht sein, dass, unter den 20-34-Jährigen immer mehr Ungelernte sind und den Firmen gleichzeitig Auszubildende fehlen!

…sagt Simon Busch, Managing Director der JOBLINGE gAG Hanse. JOBLINGE verfolgt die Vision, einen erkennbaren und nachhaltigen Beitrag gegen Jugendarbeitslosigkeit zu leisten und gleichzeitig wirksame Lösungsvorschläge im Kampf gegen Fachkräftemangel anzubieten. Dazu mobilisiert JOBLINGE die stärksten gesellschaftlichen Kräfte und bündelt unterschiedliche Kompetenzen, damit arbeitslosen bzw. arbeits- und ausbildungssuchenden junge Menschen der Start in ihrer beruflichen Karriere gelingt. „Hilfe zur Selbsthilfe“ steht im Zentrum des Konzepts.

LevelUp!

Vermittlung allein reicht nicht, es geht um erfolgreiche Ausbildung

Während die Jugendberufsagentur die Vermittlung in Ausbildung oder Beruf als Erfolg zählt, will sich das Team der Joblinge in Hamburg nicht mit den guten Quoten zufriedengeben.

Bereits 2019 startete Joblinge gemeinsam mit der Hans Weisser Stiftung und der Homann Stiftung ein Analyse-Projekt zum Thema Ausbildungsabbrüche. Die Analyse der Daten zeigte, dass die Joblinge-Alumni vor allem im ersten Ausbildungsjahr mit ihrer Motivation zu kämpfen haben und sich überfordert fühlen. Hierdurch konnten Dimensionen herausgearbeitet werden, die im Ausbildungsverlauf relevant sind und Handlungsempfehlungen abgeleitet werden.

Gemeinsam mit der Bundianer Hilfe e.V., der Homann Stiftung und der Friedel und Walter Hoyer Stiftung ermöglicht die Hans Weisser Stiftung im April 2023 die Pilotierung von LevelUp! Ausbildungsbegleitung. LevelUp! Ist ein Hamburger Projekt, das die Ausbildungschancen junger Menschen mit erschwerten Startbedingungen durch eine starke und individuelle Ausbildungsbegleitung verbessert. Joblinge möchte so

  1. Betriebe ermutigen, jungen Menschen einen Ausbildungsplatz anzubieten, die auf den ersten Blick nicht dem idealen Bewerberprofil entsprechen.
  2. junge Menschen durch die Ausbildung begleiten und dazu beitragen, dass mehr Ausbildungen erfolgreich abgeschlossen werden.

Die Ausbildungsbegleitung bietet individuelle Unterstützung für Auszubildende und Betriebe, um Schieflagen schnell erkennen und gegensteuern zu können. Sie sorgt dafür, dass alle Beteiligten (Berufsschule, Ausbildungsbetriebe und Azubis) in gemeinsamen Austausch treten und setzt mit der Unterstützung und Stärkung der Azubis gezielt dort an, wo die individuellen Herausforderungen liegen.

Mit dem Wissen um Unterstützung bei Herausforderungen während der Ausbildung, fassen Unternehmen den Mut, Kandidat*innen einzustellen, die auf den ersten Blick durch das Rekrutierungsraster fallen würden. So werden Potenziale sichtbar gemacht und dem Fachkräftemangel entgegengewirkt.

Im August 2023 sind die ersten 14 Teilnehmenden und deren Ausbildungsbetriebe mit LevelUp! in die Ausbildung gestartet. Langfristig strebt LevelUp! eine enge Zusammenarbeit mit den Hamburger Initiativen zum Übergang Schule und Beruf an und möchte diese im Sinne des Collective Impact ergänzen

»Das Besondere für uns in der Zusammenarbeit mit der Stiftung ist der ehrliche und vor allem kooperative Austausch – das macht nicht nur Spaß, sondern bringt uns enorm weiter!«

- Dr. Melanie Steinhoff

Aktiv nachfragen statt reaktiv Handeln

Die Analysephase zeigte, dass die Joblinge-Alumni vor allem im ersten Ausbildungsjahr mit ihrer Motivation zu kämpfen haben und sich überfordert fühlen. Die meisten Ausbildungsverhältnisse werden noch in der Probezeit gelöst, wobei sich im Rückblick die Ursachen schwer identifizieren lassen, denn häufig kommen mehrere Auslöser zusammen, die zu einem Ausbildungsabbruch führen.

Mit der Einführung einer regelmäßig durchgeführten Statusbefragung, in der sowohl die Ausbildungsbetriebe, wie auch die Auszubildenden über den Verlauf der Zusammenarbeit befragt werden, sollen zukünftig gefährdete Ausbildungsverhältnisse frühzeitig erkannt und stabilisiert werden. Das Befragungstool wurde so niedrigschwellig konzipiert, dass die Beantwortung die Unternehmen im Arbeitsalltag wenig Zeit kosten und auch die Azubis schnell reagieren können. Ein positiver Nebeneffekt ist dabei, dass sich die Joblinge-Alumni weiterhin begleitet und somit sicher fühlen und auch die Betriebe zu jeder Zeit schnell Kontakt zum Joblinge-Team aufnehmen können.

Sobald eine Schieflage im Ausbildungsverhältnis erkannt wird, kann das Joblinge-Team schnell reagieren.

Durch die Analysephase konnten Dimensionen herausgearbeitet werden, die im Ausbildungsverlauf relevant sind – beispielsweise die Struktur der Ausbildung, Berufsschulthemen und persönliche Lebensumstände. All die Dimensionen wurden wie eine Art Werkzeugkoffer im Verlauf des Projektes mit Inhalten gefüllt, so dass das Team der Joblinge schnell und zielgerichtet auf die individuellen Herausforderungen der Azubis reagieren kann. Auf proaktiver Seite wurde der Angebotskatalog auf die Bedürfnisse und Wünsche der Unternehmen und Auszubildenden abgestimmt, so dass nun halbjährlich ein Ausbilderaustausch mit fachlichem Input stattfindet und auch die ehemaligen Joblinge sich vor allem im ersten Ausbildungsjahr auf Workshops freuen dürfen, die sie inhaltlich unterstützen, Ihnen Ängste nehmen und die Gelegenheit bieten, sich miteinander auszutauschen.

Wirkung

Stand November 2023

1.640

Teilnehmende

77%

Vermittlung in Ausbildung & Arbeit

160

Unternehmen im lokalen Netzwerk

851

ehrenamtliche Mentoren

Eine Förderung gemeinsam mit


Refugee Canteen

Der Gastronomie fehlt es an neuen, hungrigen Mitarbeitern. Gleichzeitig suchen viele Menschen, die zu uns nach Deutschland kommen, händeringend nach einer Beschäftigung, einem Beruf, vielleicht sogar einer Berufung. 
Mit der Refugee Canteen wollen Benjamin Jürgens und sein Team Geflüchtete für die Arbeit in der Gastronomie begeistern und sie professionell auf eine Kochausbildung vorbereiten. Und damit gleichzeitig das Nachwuchsproblem der Branche lösen.

2016

Förderung seit

2019

Förderung bis

4

Förderphasen

200.000

Fördersumme gesamt

Eine Idee liegt auf der Hand

Als Benjamin Jürgens 2015 Bilder von tausenden Geflüchteten an deutschen Bahnhöfen sieht, ist ihm klar: Er ist gefragt. Denn er sieht eine Chance, die andere nicht sehen.

Einerseits klagen Restaurants über akuten Fachkräftemangel: Offene Stellen können nicht besetzt werden, Ausbildungen werden abgebrochen, es müssen ungelernte Kräfte eingesetzt werden. Gleichzeitig gibt es unzählige motivierte und talentierte Menschen, die einer Beschäftigung nachgehen, die arbeiten und ihren Platz in der Gesellschaft finden wollen.

Doch gerade Geflüchteten bereitet die Gastronomie anfänglich einige Schwierigkeiten. Zu sprachlichen Hürden gesellt sich oft der berühmt-berüchtigte raue Ton, der in deutschen Küchen herrscht. Die Gastroneulinge müssen Fachbegriffe und Basiswissen über Zutaten und Zubereitungsweisen schnellstmöglich verinnerlichen, gleichzeitig sind die Arbeitszeiten lang und stressig. Und es gilt, kulturelle und kulinarische Unterschiede mit dem hektischen Alltag hinter den Töpfen zu vereinbaren.

Die integrative Kraft der Gastro

…kennt Benjamin Jürgens aus eigener Erfahrung. Er selbst wuchs in Mümmelmannsberg auf, einer Wohnsiedlung im Hamburger Osten, die nicht gerade den besten Ruf hat. Nach einer Ausbildung als EDV-Fachmann kam Benjamin über Umwege zur Gastronomie. „Ich wollte unbedingt in diesem Bereich arbeiten – auch wenn ich anfangs null Erfahrung in der Küche hatte. Da habe ich mich erstmal an die Spüle gestellt. Weil ich beweisen wollte, dass ich das komplett ernst meine. Und weil ich mich reingehängt und Einsatz gezeigt habe, hat mir mein damaliger Chef dann auch eine Chance in seinem Restaurant gegeben.“

Zur richtigen Zeit am richtigen Ort

Gesagt, getan: Benjamin pitcht seine Idee und wird Stipendiat im Programm „Ankommer“ der KfW Bank und des Social Impact Labs, dass die Gründung von Sozialunternehmen zur Integration der Neuankömmlinge fördert.

Im Hamburger Lab lernt er die Hans Weisser Stiftung kennen. Nach mehreren Iterationen seiner ursprünglichen Idee, einem Cateringunternehmen mit Geflüchteten, bewirbt er sich mit der Refugee Canteen für eine Förderung der Stiftung, um das Projekt gründen zu können. Benjamin plant eine mehrwöchige Vorschule der Gastronomie, in der Geflüchtete im geschützten Raum Grundfähigkeiten wie Schneiden und Soßen abbinden lernen, bevor sie in ein begleitetes Praktikum in der Gastro wechseln.

Die Präsentation seines Vorhabens vor dem Stiftungsvorstan verlief kurz und knackig. Trotz intensiver Vorbereitung, jeder Menge Branchenkenntnisse und Gründungserfahrungen eine kleine Überraschung für Benjamin. „Ich bin unternehmerisch an die Sache herangegangen und habe auch einen detaillierten Businessplan erstellt. Dass ich allerdings nach 12 Minuten mit meiner Präsentation fertig war und noch am selben Tag den Förderzuschlag erhalten habe, das war dann aber schon eine kleine Überraschung.“

»Für uns war die Hans Weisser Stiftung wie ein Gründungspartner, der uns gerade zu Beginn des Projektes viel unterstützt hat.
Egal, ob wir Hilfe bei der Vernetzung mit Partnern oder einfach jemanden zum Austauschen brauchten. Es musste auch nicht immer alles gleich perfekt laufen.«

— Benjamin Jürgens

Rückschläge & Erfolge

Das gemeinsame Lernen, wie Integration durch Gastro gelingen kann, hatte für das Team der Refugee Canteen und die Stiftung Höhen und Tiefen. Gleich nach Abschluss der ersten Kohorte fiel 2017 die Finanzierung durch die Agentur für Arbeit aus – und die Stiftung sprang ein.

Das Team steigerte die Zahl der Teilnehmenden, die im Anschluss an ihre mehrwöchige Vorschule für die Gastro in eine Praktikum oder eine Ausbildung wechseln. Viele Restaurants, Hotels und sogar die Hamburger Behörde wurden aufmerksam auf die Arbeit des Teams.

Im Herbst 2017 lud die HWS zwei weitere Stiftungen ein, gemeinsam im Konsortium die Refugee Canteen und den Weg in eine wirtschaftliche Eigenständigkeit zu unterstützen. Die Kurt & Maria Dohle Stiftung und die Schöpflin Stiftung finanzierten gemeinsam eine weitere Kohorte, letztere fördert das Projekt gemeinsam mit der HWS bis heute.

Im Mai 2019 Läuft die Zusammenarbeit aus. Benjamin Jürgens und Philip Timmermann entwickeln die Refugee Canteen kontinuierlich weiter. Parallel beraten sie gemeinsam die Nordmann Food & Beverage und entwickeln dort ein einzigartiges Campuskonzept, dass zukünftig 500 Mitarbeitern weiterentwickeln soll.

Wirkung

Stand Januar 2019

103

Teilnehmende

43%

Vermittlung in Ausbildung & Arbeit

12Monate

Begleitung als Mentees im Programm

20%

mehr Teilnehmende in Arbeit als in anderen Programmen

Eine Förderung gemeinsam mit


SchlauFox e.V.

Jedes Jahr verlassen rund 1.000 Hamburger Jugendliche die Schule ohne Abschluss. Diese Schüler haben wenig Chancen auf dem Arbeitsmarkt und auf einen Berufseinstieg. SchlauFox e.V. stellt sich dem entgegen, indem sie Jugendliche stark machen, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen: Im Programm „Jedem einen Abschluss! (JEA!)“ begleiten sie Schüler durch intensive und persönliche Betreuung zum Ersten Schulabschluss. Ehrenamtliche Studierende sind dabei der Schlüssel, um Jugendliche als Coaches zu ermutigen, zu selbstständigen und unabhängigen Erwachsenen heranzureifen.

2016

Förderung seit

2025

Förderung bis

6

Förderphasen

341.500

Fördersumme gesamt

Eine Studenteninitiative wird erwachsen

Der Verein SchlauFox entstand vor über zehn Jahren aus einer Initiative von Studierenden. Sie begleiteten erst einzelne Jugendliche, die sich in der Schule abgehängt fühlten und deren Abschluss in Gefahr war. Durch Misserfolge hatten die Schüler den Glauben an sich und die Möglichkeit, ihre Zukunft zu gestalten, aufgegeben. In der Begleitung durch die Studierenden, die sich Zeit nahmen, den Jugendlichen etwas zutrauten und mit ihnen die wichtigsten Inhalte für die Abschlussprüfungen wiederholten, änderte sich das. Sie gewannen neuen Mut und entwickelten Eigeninitiative.

Zehn der Studierenden beschlossen, einen Verein zu gründen, um gezielt weitere Studierende ins Boot zu holen, um mehr Jugendliche begleiten zu können. Da die Studierenden gleichzeitig wertvolle Praxiserfahrung für sich gewinnen konnten, wurde klar: In dieser Zusammenarbeit gewinnen Jugendliche und  Ehrenamtliche.

SchlauFox war geboren und JEA! ist bis heute das „Flaggschiff“ des Vereins: Schüler erhalten heute zwei Jahre wöchentlich strukturierte, intensive und persönliche Unterstützung auf dem Weg zum Ersten Schulabschluss. Sie sind Teil einer festen Gruppe an ihrer Schule und arbeiten mit ihren Coaches an Nachhilfe, Sprachtrainings und Berufsorientierung. Vor allem aber bekommen sie persönliches Coaching, um ihr Selbstbewusstsein zu stärken und wieder Mut zu fassen, persönliche Ziele zu stecken und positiv in die eigene Zukunft zu blicken. Der Erfolg lässt sich sehen: Im Schnitt schaffen 8-9 von 10 Jugendlichen im Programm den Abschluss.

Erfolg hat viele Gesichter

Seit den Gründungstagen von SchlauFox hat das Team die Vision einer Gesellschaft, in der alle die Chance haben, ihre Potenziale zu entdecken, zu entfalten und ihren eigenen Weg erfolgreich zu gehen. „Ob Studentin, mitten im Berufsleben oder bereits Pensionär – jede und jeder bringt so vieles mit, vom dem unsere Projekte, Kids und Partner nur profitieren können. Gemeinsam zeigen wir Jugendlichen, dass sie viele Möglichkeiten haben. Wir stärken ihr Selbstbewusstsein und machen Mut, positiv in die Zukunft zu blicken und Dinge selbst in die Hand zu nehmen.“

Eine Frage stößt tiefe Veränderung an

Genügend geeignete Ehrenamtliche für diese verantwortungsvolle Rolle zu finden, ist laut Mitgründerin und Geschäftsführerin Janna Hilger eine der größten und zeitintensivsten Herausforderungen des Vereins: „Wir brauchen viele motivierte und ausreichend qualifizierte Ehrenamtliche, die Durchhaltevermögen haben, ihrer Vorbildfunktion gerecht werden – und von den Kids akzeptiert werden.“

Acht hauptamtliche Mitarbeitende bei SchlauFox suchen, qualifizieren und koordinieren aktuell über 180 Ehrenamtliche. Das zu schaffen und dabei die Qualität der Arbeit mit Jugendlichen zu sichern, ist eine Löwenaufgabe. „Bei unserem ersten Gespräch hat uns die Hans Weisser Stiftung damals gefragt, wie wir das eigentlich alles schaffen, mit den begrenzen Mitteln, die wir zur Verfügung hatten“, erinnert sich Janna Hilger. „Wahrscheinlich hätten wir uns das selbst auch gefragt, wenn wir Zeit zum Nachdenken gehabt hätten.“

In einer ersten Förderung bot die Hans Weisser Stiftung deshalb an, dem Team durch die Finanzierung eines zweijährigen Programmdurchlaufs den Druck zu entlasten, damit das Team Zeit hat, den nächsten Qualitätsschritt vorzubereiten. Daraus erwuchs das Konzept für „JEA! 2.0.“ – im Grunde eine komplette Überarbeitung des pädagogischen Konzepts und aller Materialien für zwei Jahre Programm, um die Ausbildung ihrer Coaches noch professioneller aufstellen zu können. Am Ende standen auch fertige Lernkits für Schüler, die die wichtigsten Inhalte für die Prüfungsfächer Schritt für Schritt aufbereiten, Übungen ermöglichen und das wöchentliche Lernen strukturieren.

»Die Förderung durch die Hans Weisser Stiftung war ein Vertrauens­vorschuss, der die Weiter­entwicklung von SchlauFox von innen beschleunigt hat.«

— Janna Hilger

SchlauFox macht sich fit für die Zukunft

Die Überarbeitung des pädagogischen Konzepts und der Lernmaterialien ist ein entscheidender Schlüssel, um die ohnehin gute Arbeit des von SchlauFox zukunftssicher zu machen. Zusammen mit den Coaches wurden die Inhalte und Materialien auf die realen Bedingungen in den Lerngruppen angepasst und optimiert. Damit passen sie besser zu den Bedürfnissen der Schüler und die Coaches fühlen sich besser auf die Unterstützung vorbereitet. Zudem verringern die Lernkits den Aufwand in der Vorbereitung für die Ehrenamtlichen – und macht es damit attraktiver, diese Rolle zwei Jahre auszufüllen. Manche der Coaches, die an der Überarbeitung beteiligt waren, bleiben wegen der neuen Kits sogar weitere zwei Jahre dabei. Sie wollen sehen, was sich so in der Arbeit verändert.

Für SchlauFox bedeutet das eine logistische Entlastung. Gleichzeitig stellen Lernkits die gleichbleibende Qualität der Arbeit über alle Standorte hinweg sicher. Und eine weitere Möglichkeit eröffnet die Überarbeitung des Konzepts: Mit den neuen Materialien für Schulung und die wöchentliche Treffen wird es leichter, neue Standorte über die aktuellen acht Hamburger Schulen zu eröffnen.

Das wünscht sich das Team von SchlauFox e.V. – gerne auch außerhalb Hamburgs. Aktuell gibt es Pläne, das Konzept als Social Franchise in anderen Bundesländern umzusetzen. Und damit Schülern deutschlandweit wirksam und unbürokratisch helfen zu können.

Wirkung

Stand Oktober 2023

8

Einsatzschulen

90%

der Schüler schaffen den Abschluss

685

Teilnehmende

180

Ehrenamtliche